Hierbei handelt es sich um ein bei vielen Völkern der Erde in wandelbarer Gestalt vorzufindendes Übergangsritual, das bei den meisten Stämmen, Gemeinschaften und Völkern traditionell nur von Jungen und Männern durchgeführt wurde.
Als Übergangsritual von den Jugendlichen vollzogen, markiert es den Abschied von der Kindheit und den Eintritt ins Erwachsenenalter. Von Erwachsenen wurden Visionssuchen unternommen, um die Heilung eines Verwandten zu erwirken, die Lösung für persönliche Frage oder Probleme zu finden, um einen Lebensabschnitt zu beenden oder einen neuen zu beginnen oder um die Welt und ihr Leben mit neuen Augen, unter anderen Perspektiven sehen zu lernen.
Das Ritual durchläuft drei deutlich unterscheidbare Phasen: Abtrennung (Vorbereitung), Schwellenzeit (Solo) und Wiederverkörperung (Integration).
Das eigentliche Ritual beginnt mit einer Reinigung des Körpers und der Kleidung. Während der Visionssuche, die einige Stunden oder aber auch Tage bis Wochen dauern kann, enthält sich der Kandidat jeglicher Nahrung. Er bringt die Zeit während des Tages und der Nacht mit Beten und Meditationen zu, er hört auf den Wind, die Tiere, das Gras, die Steine und versucht sich für Botschaften der Elemente und wahrgenommene Hinweise und Symbole, die mit seinem Anliegen in Beziehung stehen könnten, zu öffnen. Die ersehnte Vision offenbart sich in der Regel erst nach einigen Tagen plötzlich und unerwartet und in individuell unterschiedlicher Form z.B. als überraschende Einsicht, das Sehen von Bildern und Abläufen oder als Botschaften, die durch Geister, Tiere und andere Verbündete mitgeteilt werden. Ein Visionssuchender, der mit einer Vision heimkehrt, feiert das Ereignis mit seinen Verwandten und Freunden. Die empfangene Vision wird als ein Geschenk betrachtet, das in das Leben integriert werden muss und das die Verpflichtung mit sich bringt, entsprechend den neuen Einsichten zu handeln.
Die Visionssuche für Männer und Frauen ermöglicht u.a.
▪ eine Bestandsaufnahme des bisherigen Lebens,
▪ eine Neuorientierung, indem Erkenntnisse zu existentiell wichtigen Fragen gefunden werden,
▪ eine Integration des Neuen in einem reiferen Lebensabschnitt.
Die heutige, in der westlichen Gesellschaft angebotene Visionssuche wurde in den 1970er Jahren von dem Psychologen Dr. Steven Foster und seiner Frau Meredith Little entwickelt.
Männer und Frauen gehen vier Tage und vier Nächte alleine, ohne Nahrungsmittel aber mit genügend Wasser in die Wildnis. Mit Vor- und Nachbereitung ergibt sich eine Veranstaltungsdauer von typischerweise 10 Tagen. Tausende von alten und jungen Menschen in den USA und Europa sind in den letzten zwei Jahrzehnten auf Visionssuche gegangen.
Unsere Mythological RoundTable® Gruppe erhielt über das Ritual einen Eindruck durch die Dokumentation »Lost Borders«, die wir uns gemeinsam ansahen und diskutierten.
Denjenigen, die sich selbst auf die Vision Quest begeben wollen, empfehle ich diesen Link:
www.visionssuche.net