Shakespeare funktioniert wie eine Zeitmaschine. In beide Richtungen: Er handelt von einer Gegenwart, die von Zukunftsaussichten überwältigt ist, und er bedient sich alter Quellen, plündert britische Geschichte, die antike griechische und römische Welt, das Mittelalter und die Renaissance, Märchen und Mythologie.
Shakespeares Figuren „fangen für uns die Quintessenz dessen ein, was es heißt, ruhelos Mensch zu sein in einer unentwegt ruhelosen Welt“, stellt Neil McGregor, der Direktor des British Museums in seinem wunderbaren Buch „Shakespeares ruhelose Welt“ fest. Doch diese Definition liegt im Wesen des Theaters selbst. Es ist die Quintessenz des Theaters. Und dieses entstand bekanntlich aus dem Mythos heraus.
Nirgends ist dieser wohl so offenkundig wie im „Sommernachtstraum“, eimen Lustspiel, in dem Götter und Nymphen in der Menschen Liebesleben eingreifen. Der Glaube an die Existenz der alt-germanischen Elfen, mit denen man die keltischen Feen der französischen Romane vermischt hatte, war damals noch allgemein im Volke verbreitet, namentlich die Erregung der Träume schrieb man ihnen zu. Es waren nächtliche kleine Wesen, dem Menschen mal freundlich gesinnt, wie die Heinzelmännchen oder Robin Goodfellows, mal boshaft wie die Irrwische, die den Wanderer in die Sümpfe locken.
Wir ließen den Dichter durch den Mythos zu uns sprechen und lauschen, was er uns heute noch zu sagen hat.