So beschäftigten sich Antjes Ausführungen diesmal mit den vier Rollen der Meister-Führung, Formen der Macht/des sozialen Einflusses, den Hirten in der traditionellen Hüte-Kultur beherrschen müssen, um große Tiere durch offenes Gelände, ohne Zäune oder andere Begrenzungen, zu bewegen. Diese alte Weisheit bietet ein kraftvolles und dennoch verhältnismäßig einfaches Modell an, dass Menschen hilft, instinktives Verhalten, welches in Gruppen sozialer Lebewesen inklusive des Menschen zu Tage tritt, zu verstehen. Was aber noch wichtiger ist, es bietet Lösungen, die Teams, Familien, Firmen und Gesellschaften ermöglicht, sich raschen Veränderungen und unerwarteten Herausforderungen zu stellen – und so ungeahnte Möglichkeiten nutzbar zu machen. Das Erfahrungslernen mit Pferden ist ein emotionales Lernen, dass in anderen Bahnen verläuft als das bekannte mentale Lernen. In der Hirnforschung wurde u.a. nachgewiesen, dass Lernerfahrungen, die an emotionale Erlebnisse gebunden sind, eine Vielzahl von neuen neuronalen Verbindungen im Gehirn schaffen. Neben diesen Erkenntnissen, auf Basis der Forschungen von Linda Kohanov, lernten die außergewöhnlich scharfsinnige Schrift „Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“ des Wissenschaftlers und Anarchisten Pjotr Alexejewitsch Kropotkin kennen und diskutierten über die mythologischen Bezüge zum bis dahin Erfahrenen. Denn erstaunlicherweise finden wir auch in den Charakteren der Pferde Archetypen auf der Heldenreise.
Ihre personalen Übertragungen finden wir in vielen Mythen wieder. So ist z.B. in der Illias Achill der Dominante, Hector der Versorger, Odysseus der Führer und Agamemmnon der Räuber.
Ein absolut spannender Abend, der uns neue Sichtweisen vermittelte auf unser Verhalten, die Möglichkeiten von Tieren zu lernen und darauf, warum gerade Pferde in unserer Mythologie so eine entscheidende Rolle spielen.